Wie bauen oder modernisieren wir heute die höchste Etage des Hauses, was für ein Dach soll es am liebsten sein? Nun, nicht immer hat man da so ganz die freie Wahl, muss meist örtliche Vorschriften befolgen, Gegebenheiten berücksichtigen. Doch auch innerhalb solcher Rahmenbedingungen gibt es noch viele Möglichkeiten – und dazu immer neue Trends und Präferenzen. Was kommt gerade am besten an, was sind die aktuellen Vorlieben und ihre Hintergründe?
Selbst größte Beliebtheit lässt sich noch steigern: Allzeit-Favorit Satteldach
Das Sattel- oder Giebeldach ist in Deutschland am weitesten verbreitet. Die klassische Dachform ist bewährt, steht für Schutz und Geborgenheit. Derzeit ist im Trend, diese Wirkung noch zu steigern und bei Neubauten und Modernisierungen das Dach an einer Seite weiter herunter zu ziehen, als so genanntes Schleppdach. Darunter entstehen gut geschützte teiloffene Flächen, die eine gemütliche Anmutung mit vielfältigem Nutzen verbinden. Zum Beispiel für zusätzliche Außensitze, als Carports, als Unterstellplätze oder Lager. Vermutlich gibt es aber auch psychologische Gründe. Pandemie, Klimawandel und aktuelle Krisen haben verstärkt ein Bedürfnis nach Abschirmung, Nestwärme und Schutz entstehen lassen. Diese Bauform erfüllt es perfekt.
Paradoxerweise werden andererseits gerade auch Steildächer mit geringerer Neigung und höherem Kniestock immer beliebter. Also eine Bauweise, die den Gebäuden eine eher offene Optik verleiht. Ein Widerspruch zum Geborgenheitstrend? Wohl eher nicht, der Grund sind vor allem praktische Aspekte, sagen Experten. Der Look sei als „Architektenhaus“-Stil zunehmend nachgefragt. Hinzu komme, dass sich im Geschoss unter dem flacher konstruierten Dach die Wohnflächenausbeute steigern lässt.
Zwischen Repräsentation und Behaglichkeit: Renaissance des Mansarddachs
Das Walmdach hat sowohl auf der Traufseite als auch auf den Giebelseiten geneigte Dachflächen. Diese Rundum-Bedachung hat in jüngster Zeit an Attraktivität gewonnen. Nicht nur, weil sie besonders gut Extremwetter widersteht, beispielsweise hohen Windgeschwindigkeiten. Dass auch heute wieder einige Nachfrage zu verzeichnen ist, liegt Fachleuten zufolge an zwei weiteren Gründen: an dem guten Fassadenschutz – daher unter anderem für Holzhäuser sehr gefragt – und an der extra großen Installationsfläche für Solartechnik.
Ähnlichkeit mit dem Walmdach hat das Mansarddach. Technisch noch etwas aufwändiger, kombiniert es steil abfallende Dachzonen rundum oberhalb der Fassade und einen mittigen Dachbereich mit geringer Neigung über dem Gebäudekern. Deshalb sind die darunter liegenden Wohnzonen relativ groß. Diese Konstruktionsweise ist momentan wieder nachgefragt, besonders in großstädtischen Villenquartiers, denn damit lässt sich auf dem sehr teuren Baugrund auch im obersten Geschoss stilvoll ein Wohnflächen-Maximum erzielen.
Pultdächer – mit klarer Linie voll auf der Trendlinie
Wer mehr Raumnutzungspotential schaffen, betont modern und wirtschaftlich bauen möchte, zieht heute ein Pultdach in Erwägung. Dass es nur eine einzige Dachfläche mit geringer Schräge gibt, gestattet eine besonders gute Ausnutzung des umbauten Raums. Außerdem können an drei Hausseiten günstige Standardfenster eingesetzt werden und für viel Lichteinfall sorgen. Ein Pultdach benötigt zudem rund 30 Prozent weniger Eindeckungsmaterial als ein Satteldach. Und es braucht nur auf einer Seite eine Regenrinne. Last but not least eignet es sich ideal als besonders großzügige Solarfläche, kann alternativ aber auch bepflanzt werden. Als Variante kombiniert das versetzte Pultdach zwei einander gegenüberliegende Pultdachflächen unterschiedlicher Höhe. So oder so erreicht das Dachgeschoss bei einem Pultdachhaus je nach Neigung fast das Raumvolumen eines Vollgeschosses und kommt damit den Vorzügen eines Flachdachhauses sehr nahe.
Flache Dächer, erhöhtes Interesse
Das Flachdach, das in den Siebzigern einen grandiosen Boom erlebte und dann eine Zeitlang mehr oder weniger in Vergessenheit geriet, ist heute ebenfalls wieder ganz und gar en vogue. Drei Gründe machen es heute auf neue Weise populär und fast sogar schon zu einem Trendsetter: Erstens hat die Materialentwicklung erhebliche Fortschritte gemacht und dafür gesorgt, dass für Flachdächer heute hoch leistungsfähige Abdichtungs- und Dämmmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Pluspunkt zwei ist die Erweiterung und kreativere Nutzung der architektonischen und technischen Möglichkeiten. Man hat ihr Design-Potential erkannt und spielt mit allem, was diese Dachform „kann“. Der dritte große Pluspunkt des Flachdachs ist seine ausgezeichnete Eignung für die Begrünung oder sogar Bepflanzung. Damit hat es von allen Dachformen das größte Talent zum „Nachhaltigkeits-Star“.
And the winners? Die Bewohner!
Einerseits komplexe Mansardenkonstruktionen, andererseits unaufwändige Pultdächer, einerseits Gemütlichkeit, unters Steildach geduckt, andererseits großzügig einladende Flachdächer – haben die gegensätzlichen Trends etwas gemeinsam? Ja! Sie drücken Freude an der Vielfalt und ein gestiegenes Bewusstsein für die Funktionen sowie Gestaltungsmöglichkeiten aus. Das Dach ist oft sogar Mittelpunkt der Aufmerksamkeit! Eine wichtige Rolle spielen dabei Nachhaltigkeits-Erfordernisse und der Wunsch nach mehr Energie-Autarkie. Doch nicht zuletzt – hier kehren wir zum Ausgangspunkt zurück – gibt es auch mehr Wertschätzung für die emotionalen Qualitäten von Dächern. Fürs Lebensgefühl – und als Ausdruck für den Lebensstil.
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