Dach überm Kopf, Wände drumherum, Fenster und Türen – was das Haus zum Haus macht, unterliegt im Prinzip keinen Veränderungen. Und doch ändert sich im Bauwesen gerade sehr viel. Welche Themen und Tendenzen behaupten sich, welche Trends sind aktuell, was kommt demnächst an Neuem auf uns zu? Wie immer zu Jahresbeginn geben wir einen Überblick aus der Perspektive unseres Gewerks.
Nachhaltigkeit: der nachhaltigste Trend
Nachhaltigkeitsstrategien werden im Bauwesen weiterhin an Bedeutung gewinnen. Immer wichtiger: die Baustoffrettung. Die Zweitnutzung von geeigneten Abbruchmaterialien wird systematisiert, die Wiederverwendung von aus Bauschutt gewonnenen Sekundärstoffen forciert. Langfristige Vision ist, die Bauwirtschaft möglichst weitgehend zur Kreislaufwirtschaft zu machen.
Neues Leben für alte Mauern
Sanierung statt Neubau ist ganz klar die Devise der kommenden Jahre, denn die Sanierung von Bestandsgebäuden schont Umwelt und Budget gleichermaßen. Zudem entsteht so ein gewisser Ausgleich zur Bauzurückhaltung der Investoren und Wohnungsgesellschaften. Neben Instandsetzungen sind einfallsreiche Umnutzungskonzepte zukunftsweisend, die Leerstände unterschiedlichster Art für Wohn-, Freizeit- oder Gewerbezwecke erschließen. Insbesondere den oberen Etagen und Dächern widmet man dabei kreative Aufmerksamkeit. Design-Decken, Dachgärten, ungewöhnliche Penthouse-Aufbauten und Dachkonstruktionen mit Signalcharakter werten die Bauwerke auf und schaffen Wohnräume mit Erlebnisqualitäten. Ein Trend, zu dem Dachdeckerkompetenzen viel beizutragen haben.
Häuser werden immer selbstständiger
Energie sparen, Emissionen senken, intelligent klimatisieren, Energie-Autarkie vorantreiben heißen die Trends rund um das energetische Profil von Gebäuden. Immer mehr Menschen wollen sich und ihre Häuser „unabhängig machen von traditionellen Lieferketten, Lebensmodellen und Verträgen“, stellt das Zukunftsinstitut fest. Die Beiträge des Dachdeckerhandwerks: Dämmung von Dächern, Fassaden, Decken, Klimatisierung durch Dachbegrünung und Beschattung (innovative Überstände, „Brise-Soleil“-Lamellenfassaden, Schattendachkonstruktionen und Pergolen, Freiflächengestaltung etc.) sowie die Installation von Solaranlagen. Leistungen für Klima-Resistenz und Energie-Autarkie werden zunehmend nachgefragt sein.
Smart? Ja, aber clever!
Automatisierung und Smart Home-Konzepte setzen sich weiter durch. Digitalisierung und Technisierung sollen den Komfort steigern und den Einsatz von Energie effizienter und schonender machen. Architektur und Handwerk müssen dafür sorgen, dass es dabei nicht zu einer störungsanfälligen „Übertechnisierung“ mit entsprechend hohem Reparatur- und Wartungsbedarf kommt. So manche erwünschte Effekte lassen sich nämlich auch ohne komplizierte Technik durch intelligente bauliche Maßnahmen erzielen, sagen Experten, und empfehlen, dem besonderes Augenmerk zu widmen.
Gegebenheiten bieten Gelegenheiten
Technikreduktion ist umso besser möglich, je organischer und stimmiger sich die Gebäude auf ihr Umfeld und ihre Umwelt beziehen. Basis sind unter anderem eine bessere Anpassung des Hausdesigns an die umgebende Stadt- oder Naturlandschaft, die optimale Ausrichtung der Gebäude, mehr Einbeziehung der Licht- sowie klimatischen Verhältnisse. Bevorzugt sollen außerdem ortsnah verfügbare Ressourcen verwendet bzw. verbaut werden. Die Erfahrung des lokalen Handwerks, seine Kenntnis traditioneller lokaler Materialien und Methoden sind hier unverzichtbar.
Keep it simple
In den Vorjahren hat der Trend zu Tiny Homes rund um den Globus eine wachsende Anhängerschaft gefunden. Zur Freude an weniger Fläche kommt jetzt verstärkt der Wunsch nach Verzicht auf Komplexität hinzu. Günstige, einfache, aufs Wesentliche reduzierte Architektur mit klar strukturierten und praktischen Grundrissen erfreut sich deutlich steigender Nachfrage.
Wohlgefühl als Wohngefühl
Je mehr Klimasorgen und Wetterkapriolen unser Dasein beeinflussen, desto mehr Wert wird auf ein unbelastetes Gebäudeinnere gelegt. Das Heim soll zum Refugium werden, das Sicherheit, Geborgenheit und Gesundheit bietet. Zur Schaffung einer ausgeglichenen, ja ausgleichenden Wohnatmosphäre tragen unter anderem die Konstruktion, hochwertige Baustoffe, eine natürlich klimatisierende Bauweise (Dämmung, Dachbegrünung) und eine das Draußen einbeziehende Raumanordnung – siehe unten – bei.
Häuser, die Menschen verbinden
Ein für die Gestaltung des Zusammenlebens besonders spannender Trend ist die verstärkte Berücksichtigung der sozialen Dimension von Gebäuden. Immer öfter verwischen sich Grenzen, herkömmliche Funktionszuweisungen werden aufgehoben, Hybrid-Konzepte entstehen. In zukunftsgerechten Gebäuden überblenden sich zum Beispiel Wohnen und Arbeiten. Sharing-Modelle lösen konventionelle Vorstellungen von Wohneigentum ab. Auch trennt man bereits seit längerem weniger zwischen Lebensphasen (Alter, Beruf) und Lebensentwürfen (Familie/WG/Singledasein). Der bereits länger bestehende Trend nimmt 2024 weiter Fahrt auf.
Inside-out-Grundrisse
Neben Sozialgefüge und Funktionen ändert sich auch die Raumaufteilung innerhalb der Wohneinheiten zugunsten multifunktionaler oder wandelbarer Räume. Schon länger gibt es die Tendenz zu offenen Küchen sowie Badezimmern mit Wohnqualität oder Spa-Charakter. Dann kam Begeisterung für ein zusätzliches „grünes Wohnzimmer“ an der frischen Luft hinzu. Künftig wird sich die Nutzung von Balkonen und Terrassen nochmals intensivieren: Sie sollen nicht nur in der warmen Jahreszeit, sondern ganzjährig bewohnbar sein. Das möglich zu machen, fällt ins Fachgebiet des Dachdeckerhandwerks. Es ist auch für diese Gebäudeteile zuständig und weiß mit entsprechend gestalteten Außenanlagen auf das steigende Interesse zu antworten.
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